Die kuratierte Gesamtschau „Wissen hinter der Wand“ folgt der Frage: Warum macht man Kunst?
Aus der Frage hat sich für mich eine Entschlüsselung des Evolutionsgeschehens ergeben.
Das Kunstschaffen ist abhängig von den Fragen, die in den Zeit-Raum-Wirklichkeiten der Epochen auftauchen. Es zeigte sich im Laufe der Beschäftigung mit Kunst immer wieder, dass sich der Lebendigkeitsbegriff sinnlich niederschlug und sowohl durch Sinne als auch Vernunft abgreifbar ist. Diese Erkenntnis führte zu Emergenz bedingten, positiv-negativ wechselnden, zeit- und raumabhängigen Gegensätzen in allen Phänomen-Kombinationen, die als Kunstwerke erkannt wurden. In allen Phänomen-Kombinationen gibt es eine Existenzsicherungs-Reaktion auf Umgebungseinflüsse als Schöpfungszwang, was auch für alle menschlichen Schöpfungen zu berücksichtigen ist, die auch als Hybrid-Imitationen der Evolution angesehen werden können. Damit wurde diese erkannte Lebendigkeit zur menschlichen Grunderfahrung. Diese Erfahrung fand schon in frühen Religionen ihren Niederschlag, um dann später Kulturen zu begründen.
Jeder Mensch, der als Geschöpf aus Werden und Vergehen im dynamischen Gleichgewicht als verantwortliches, sich frei bestimmendes Wesen mit Sinnen und Vernunft hervorgegangen ist, ist berufen, die Botschaften der Schöpfung zu begreifen. Kunst ist dabei eine Möglichkeit. Es ist Aufgabe des Künstlers, diesen Kosmos im menschlichen Sosein zu entschlüsseln und ihm Sinn zu verleihen. Alle zeit-räumlichen Bild-Phänomen-Schöpfungen sind Belege beständiger Epochen-Umwertungen im Werden und Vergehen des Evolutionsgeschehens.
Dieser Vorgang kann in unserem Museum optisch erfahren werden.
Ich konnte Phänomen-Findungen aus Natur und Gesellschaft protokollarisch zeit-räumlich in mein Schaffen mit einbeziehen. Aus diesem Prozess des vergleichenden Denkens habe ich einen neuen Kunstbegriff definiert, der zu einer weiteren Auseinandersetzung mit dem Evolutionsgeschehen führte. Bild-Untersuchungsreihen deuten das Geschehen der Schöpfungsabläufe evolutions-imitativ. Das dynamische Gleichgewicht des Evolutionsgeschehens harmonisiert Gegensatz-Phänomene in lebendigen Systemen. Ihr Ursprung liegt in ganzheitlichen Schöpfungs-Ursprungskräften transzendenter Dimensionen.
Die schöpferische Kunstwerdung hat ihre Begründung im Evolutionsgeschehen im Werden und Vergehen, dynamisch-gleichgewichtig, um den Gesamtkosmos langzeitig, aber letztlich endlich in einer wandelbaren Lebendigkeit zu erhalten. Was für den Kunstbegriff gilt, gilt auch für alle menschlichen Disziplinen des denkenden Wahrnehmens wie Religionen, Philosophien, Wissenschaften, Techniken und Gesellschaftsordnungen usw. Jedoch arbeitet jede Disziplin in einer eigenen Syntax, die auf anderem Weg versucht, die Evolution zu erschließen. In diesem frühen Geschichtsmoment taucht die sinnliche lebendige Kunsterfahrung im religiösen Bewusstsein der Menschheit auf. Die Kunst könnte schon vorzeitiger ein Bewusstsein für das Gleichgewicht in der Evolution, vielleicht mit weniger Schaden, hervorgebracht haben, da es sich hier nur um eine sinnlich-religiöse Wahrnehmungserfahrung handelte.
Zum Verständnis der Erhaltung des dynamischen Gleichgewichts in einer Toleranzgrenze findet sich als Kontroll- und Überwachungsnotwendigkeit, um in einem beständigen Neu- und Abbau von Phänomenen eine zunächst beständige Lebendigkeit zu erhalten, ein Quantensystem, das ganzheitlich die Fähigkeit hat, zerfallende Phänomene abzubauen und aufzubauen, um ein harmonisches Gleichgewicht zu erhalten. Alle entstandenen Phänomen-Strukturen in DNA-Prozessen haben ihre Existenz-Begrenzung. Der Abbau und Neubau geschieht, grob gesagt, indem zerfallende Masse in Energie umgewandelt wird und neu als Masse mit neuen Eigenschaften in anderen, erweiterten Phänomenen entsteht.
Quanten sind veranlagt, im Energieverteilungssystem der Evolution als Kontrolle in Energiepunktanhäufungen die eigenen Kontrollen sofort in Wirkungszustände durch freie Herleitungen im Gesamtsystem als lebendigen Leistungserhalt zu sichern.
Das Ganze leitet sich her von dem verdichteten Urknall-Punkt, in dessen Urmasse eine Pluripotenz mit allen Qualitäten der Schöpfung in Raum und Zeit angelegt ist. Diese Punktbezogenheit der Schöpfung zeigt sich ebenso in der Wahrnehmung eines jeden Menschen: Aus einem entfernten Punkt im Raum könnte alles in der Evolution Entstandene bei näherer Beschäftigung jede Erscheinung einer Zeichen-Realität in Raum-Zeit-Schichten vom Menschen nachträglich abgerufen werden. Hypothetisch könnten danach gegengerichtet alle gewesenen und so-seienden Punkte in ihrer Wechselhaftigkeit im Zusammenfall in einem Urpunkt sich neutralisierend wieder auflösen. Wenn der Vergehensvorgang übergewichtig wird, dann löst sich die Schöpfung auf und kehrt in den Schöpfungs-Ursprung zurück. Da der Mensch als Geschöpf aus der Evolution in der Immanenz des Schöpfungsgeschehens gefangen ist, kann er dieses System aus sich heraus nur gegen das Schöpfungsprinzip verlassen und auch nicht erheblich verbessern. Eine nicht gering zu erachtende Möglichkeit oder sogar Aufgabe bestünde allerdings in der Erhaltung der Schöpfung, indem er ihre Botschaften zu beachten lernt. Dazu Romano Guardini: „Der Mensch ist ein Entwurf auf etwas Ungeheures hin.“
Diese knappe Zusammenfassung möge genügen zu verdeutlichen, dass zum Verständnis von Lebendigkeit die Beschäftigung mit Kunst und Evolution zu einer anderen Sinnfindung beitragen kann.
Zusatz:
Der Mensch kann nicht so denken, wie das Evolutionssystem in seiner Paradoxität wirkt. Das Werden und Vergehen bedingen sich fortlaufend in aufhebenden Gegensätzen. Diese sind notwendig, um das dynamische, sich selbst beschleunigende Gleichgewicht im ganzen System in gegenläufiger Lebendigkeit aufrecht zu erhalten. Diese Paradoxität ist in jedem gewordenen und dann vergehenden Phänomen latent enthalten. Dieser Zustand gehört, da der Mensch ebenso ein gewordenes Phänomen des Evolutionsgeschehens in einem zeit-räumlichen Projektionssystem ist, auch zwingend zur Natur des Menschen.
Das ist das größte Problem in den Möglichkeiten seiner individuellen freiheitlichen Entscheidungen. Er muss sich entscheiden. Entscheidungen können nämlich nicht paradox gefällt werden. Diese sind für ihn nur möglich zu fällen: zielgenau sinnlich, punkt-netzkausal oder vernünftig. Kurt Gödel mit seinen zwei Unvollständigkeitssätzen weist allerdings darauf hin, dass die Absolutheit einer Wahrheit in unseren immanenten Systembindungen nicht zu begründen ist.
Wichtig für zukünftige wissenschaftliche Arbeitsmethoden:
Die Wissenschafts-Disziplinen in Arbeitsbereichen zwischen monistischen Grund-Einheit-Beschaffenheiten der transzendenten Ursachen-Dimensionen der Evolutions-Schöpfungs-Kräfte und den evolutionär gewordenen Naturgesetzen stellen eine Hybrid-Imitation von systemimmanenten Naturgesetzen und der Außen-System-Dimension-Ursachenkraft des Evolutionsgeschehens dar. Alle wissenschaftlichen Erkenntnisse auf Naturgesetzbasis sind in ihren Denk-Imitationen und ihrem Wahrheitsgehalt, ihren Anwendungs-Wirkungs-Bereichen in Zeit-Räumlichkeits-Projektionen sowohl positiv als auch negativ wirksam. Andererseits, zurückgehend auf die transzendente Evolutions-Ursachenkraft, gibt es monistische Ganzheits-System-Überbleibsel, verwendet in den Bereichen der KI und in Informations-Forschungsbereichen, die sich im Sosein auch andersartig aus imaginären Projektionsebenen (transzendent-immanent) darstellend bewegen. Die Energie dazu entsteht aus der Übergewichtigkeit im Vergehens Vorgang aus der Abschwächung des Werden Vorgangs. Diese wird den KI-Entfaltungs- und Nutzungsbereichen zugeführt. Das führt in Gesellschafts-Wahrnehmungen zu Systemspaltungen und Dissenz-Wirklichkeits-Verwerfungen im Bewusstseins-Ordnungsempfinden als „Endzeit-Abnutzungen“. Diese begründen sich aus dem Wunsch nach einer Evolutionsverbesserung, ausgelöst durch den Wunsch nach einer Selbstoptimierung gegen das evolutionäre Gleichgewicht.
Das obige Manifest ist entstanden aus Erfahrungs-Kombinations-Größen, die sinnlich-kausal und vernünftig verknüpft wurden, um hinreichend geltende Schlüsse zu vollziehen. Diese orientieren sich an der individuellen Existenzerhaltung. Das große Problem des freien Individuums besteht darin, sich eigenverantwortlich gegen vorherrschende Epochen-Systeme zu behaupten.
Im Juni 2024 © Heinrich Ernst Scheidgen