Philosophie

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Kunst stellt Bedingungen: absolute Ehrlichkeit des Künstlers sich selbst gegenüber und die Fragestellungen der Welt mit ihren Problemen zu beantworten. Der Künstler sollte dabei nicht auf vorformulierte Antworten zurückgreifen sondern eigene Antworten finden.

 

Der Künstler hat die Verpflichtung, eine gewisse Lebendigkeit einzubringen – durch eine Gleichzeitigkeit von An- und Abwesenheit. Das Kunstwerk muss diese Anforderungen widerspiegeln.

 

Die Bedingung, dass etwas ist und zur gleichen Zeit nicht ist, bedeutet für den Künstler, dass er nicht an die vorherrschende Meinung glaubt und nicht bloß das Vorformulierte bestätigt sondern eine Antithese aufstellt, die Erweiterungen der Gegenwart und Wirklichkeit herbeiführen.

 

Der Betrachter muss These und Antithese in der Kunst finden und nachvollziehen können. Irgendeine Situation im Leben des Betrachters muss mit dem dargestellten Inhalt in der Kunst zusammenfallen, so dass er einen Zugang zum Kunstwerk und in diesem eine Antwort findet. Dies bedeutet aber auch: es gibt keine Kunst für jedermann. Kunstwahrnehmung und -erkenntnis findet immer aus einem persönlichem Zugang und Verständnis statt.

 

Jeder Mensch muss seine eigenen Fragen formulieren, weil er sich selbst und seinem Handeln einen Sinn gibt. Gemäß dieser Sinnfragen und den entsprechenden Antworten (durch Kunst) verändert sich auch das Leben des Menschen. In diesem Sinne kann Kunst Leben verändern.

 

Wirklichkeit beruht auf Gegensätzen, weil die Wirkung nur zwischen zwei unterscheidbaren Positionen auszumachen ist. Je stärker die Unterschiede, desto größer ist die Intensität. Es findet ein Austausch statt. Es gibt immer Absender und Empfänger. So kann Kunst selbst durch verstörende Darstellungen eine gewisse Form von Harmonie erzeugen.

 

In jedem guten Kunstwerk sind Metaphern versteckt, die der Künstler (bei der Produktion) zuerst gar nicht merkt. Durch Denken allein kann man keine Kunst machen. Kunsterzeugung folgt einem disruptiven Ansatz. Zerstörung muss Teil der Kunst sein und darf nicht verneint werden. Nur so kann Bestehendes in Frage gestellt werden und wirklich Neues entstehen.

 

Der Künstler folgt einer gewissen Form von Automatismus in der Art und Weise, dass es immer auch darum geht, was man nicht sieht. Er folgt einer Ahnung. Das Nicht-Sichtbare erzeugt erst die Wirkung der Antithesen, die im Kunstwerk sein müssen. Diese sind in der Darstellung nicht direkt sichtbar aber doch Bestandteil der Darstellung. Die Antithesen müssen herausgelesen werden. Man muss also lernen, Kunst zu »lesen« – wie eine eigene Sprache.

 

Jedes wahre Kunstwerk hat eine Seele. Die Seele eines Kunstwerks sind wie »weiße Schatten«. In der Kunst wird unsere Realität in ein anderes Medium »eingegossen«. Es geht nicht um die Akzidenz sondern um die Substanz einer Sache. In der Philosophie entspricht die Substanz der Vernunft. Der Gedanke ist aber immer nur eine Position, die sich ändert. Die Welt ist daher nicht logisch. Wir können uns aber nur über äußere Erscheinungen verständlich machen, die aber wiederum gegeneinander stehen müssen, damit die Seele eines Kunstwerks zum Ausdruck kommt. Für wahre Kunst bedarf es schöpferischer Freiheit.

 

Schöpferische Freiheit bedeutet auch Glück. Während des Schaffensprozess gibt es keine Zeitwahrnehmung. Es ist wie Meditation. Es ist eine ständige Interaktion, immer neues Reagieren auf die veränderten Bedingungen, die der Künstler (im Kunstwerk) selbst erzeugt. Sobald der Künstler aber etwas (mit dem Kopf) herbeiführen will, verliert das Kunstwerk. Kunstwerke verlangen den Wille zur ständigen Korrektur – auf der Suche nach Vollendung.

 

H.E.S.